Die Wohnsitze der Familie von Blanckart

Von Karl-Bernd Ghislain

Die Wohnplätze der Familie Blanckart v. Ahrweiler ca. 1150 - 2010

Die letzte adelige Familie, die die Alsdorfer Burg als Wohnsitz erwählte, war die Freiherrenfamilie v. Blankart zu Alsdorf (urspr.. Blanckart v. Ahrweiler). Die meisten frühen urkundlichen Spuren dieser Familie lassen sich im Mittelalter im Raum Zülpich – Bonn – Ahrweiler nachweisen. 1169 erscheint ein Theoderich Blanckart als Zeuge in einer Schenkungsurkunde des Kölner Erzbischof Philipp v. Heinsberg an das Klosterrather Tochterkloster Mariental bei Ahrweiler. Auch in einer sagenhaften Lebensbeschreibung des hl. Gerlach († um 1172 in Houtem/NL), wird ein Hermann Blanckart genannt, der dort zum Freundeskreis des Heiligen gezählt wird.

Im 13. Jht. kommen die bekannten Namensträger alle aus der oben genannten Region. In den spärlich vorhandenen Urkunden tauchen mehrere verschiedene Namensträger auf,, deren genealogischer Zusammenhang unklar bleibt.

Der Blanckartshof in Ahrweiler, 2008

Der Blanckartshof in Ahrweiler, 2008

Als um 1248 die Ahrweiler Stadtmauer errichtet wird, werden sieben Höfe mit dieser Mauer gesichert, darunter war auch der Blanckartshof. Um 1320 taucht dann der erste nachweisbare Ahne der Familie Blanckart in Ahrweiler auf. Es war ein Dietrich oder Theoderich Blanckart, der wohl auf dem Blanckartshof gewohnt hat. Einer seiner Nachfahren, Gerhart v. Blanckart, erwarb dann um 1480 die im Nachbarort gelegene Burg Lantershoven, die bis zum Aussterben der Ahrweiler Hauptlinie (um 1712) deren Stammburg blieb.

Burg Lantershoven, 2008

Burg Lantershoven, 2008

Ein nachgeborener Sohn, Ludwig v. Blanckart verließ nach seiner Heirat mit Eva Beissel v. Gymnich zu Schmidtheim die elterliche Burg und wurde 1544 vom Abt zu Siegburg mit der Burg Odenhausen (heute Wachtberg-Odenhausen, bei Meckenheim.) belehnt, die für zwei Generationen zur Stammburg der neuen Linie „zu Odenhausen“ wird. Während des Kölner Krieges wird Burg Odenhausen jedoch von Truchsess’schen Truppen um 1585 schwer beschädigt, wieder aufgebaut und später dann in weiblicher Familien-Linie vererbt.

Burg Odenhausen

Burg Odenhausen

Der Enkel des o. g. Paares, Frhr. Franz Dietrich v. Blanckart-Odenhausen heiratete um 1604 die Erbtochter des Burggrafen von Colmont bei Tongeren/B, Maria v. Cortenbach. Er verließ seine elterliche Burg und verzog auf den Familienstammsitz seiner Schwiegereltern, das „Rood Kasteel“ in Guighoven/B. (bei Kortessem/B).

Die Rote Burg in Guighoven/B

Die Rote Burg in Guighoven/B

 

Das Ehepaar hatte 8 Kinder. Bei der Geburt des jüngsten Kindes kam die Mutter 1624 im Kindbett zu Tode. Die älteste Tochter Isabella Clara v. Blanckart, unterstützte ihren verwitweten Vater Frhr. Franz Dietrich v. Blanckart-Odenhausen bei der Erziehung ihrer Geschwister. 1634 heiratete sie den Alsdorfer Burgherren Johann Wilhelm v. Harff, der aber bereits 1650 kinderlos verstarb. Sie erbte von Ihrem Ehemann die Freie Herrschaft Alsdorf. Ihr Bruder Otto Ludwig v. Blanckart (* 1617) heiratete auf die Altenburg nach Breberen in die Familie v. Bochholz ein. Die Altenburg verblieb fortan im Besitz der Alsdorfer Blanckart-Linie und wurde als Nebenwohnsitz genutzt.

1678 verstarb auch die Alsdorfer Burgherrin Isabella Clara von Blanckart. Testamentarisch hatte sie als Alleinerben ihren einzigen noch lebenden Bruder Frhr. Otto Ludwig v. Blanckart-Odenhausen zu Breberen eingesetzt, der auch ab 1679 in Alsdorf mit seiner Familie seinen neuen Wohnsitz nimmt.

Burghaus zu Alsdorf um 1865

Burghaus zu Alsdorf um 1865

Generationen später ändert 1811 der plötzliche Tod des damaligen Burgherren, des Frhrn. Karl Alexander v. Blanckart, die Alsdorfer Besitzverhältnisse nachhaltig. In der Folge wurde der Familienbesitz aufgeteilt. Zwar erhielt der jüngste Sohn, der 1812 posthumus geborene, spätere Alsdorfer Bürgermeister Theodor v. Blanckart, bei der Erbteilung die Burg in Alsdorf als Wohnsitz zugeteilt, aber der größere Anteil der zugehörigen Ländereien wurde ihm dabei entzogen. Diese hatte nämlich der ältere Bruder Josef v. Blanckart als Haupterbe in Besitz. Er verlegte um 1834 nach seiner Heirat mit der belgischen Gräfin de Lindekerk seinen Wohnsitz nach Schloss Lexhy/Horion in Belgien.

Schloss Lexhy/B

Schloss Lexhy/B

Später kaufte er dann das Alsdorfer Gut Ottenfeld an, um dort nach umfangreichen Eingriffen in die topographische Umgebung des Bauplatzes das heutige Schloss Ottenfeld zu errichten. Josef starb 1872 auf Schloss Ottenfeld. 1897 starb diese Linie mit dem Tode seines Sohnes Frhr. Karl v. Blanckart im Mannesstamm aus, da dessen Sohn Joseph v. Blanckart 22jährig bereits 1893 vor dem Vater verstorben war. Heute wird der Besitz von einer direkten Nachfahrin Karl Alexanders v. Blanckart-Surlet-Lexhy, Frau Marie Noel Förster, geb. Gräfin d’Borchgrave d’ Altena, mit ihrer Familie bewohnt.

Schloss Ottenfeld

Schloss Ottenfeld

Mit dem Tode des Letzten aus der Ottenfelder Blanckart-Linie 1897 wurde die auf der Alsdorfer Burg residierenden Familienlinie zur neuen Hauptlinie. Die Ahrweiler Stammlinie war bereits 1712 ausgestorben.

Theodor Johann Hubert v. Blanckart (*1812), der Alsdorfer Bürgermeister, hatte drei Söhne: Friedrich Josef, Adolf und Theodor. Frhr. Friedrich Josef v. Blanckart bewohnte die Alsdorfer Burg, Adolf, (1841-1909) war Förster im Monschauer Land und lebte auf dem Besitz seiner Ehefrau, der Knoppenburg in Raeren/B und der jüngste Sohn, Theodor, übernahm bei seiner Heirat das bereits um 1860 von seinem Vater Theodor angekaufte Schloss Kellersberg, das aber 1897 abbrannte. Als neuen Wohnsitz erwarb er Schloss Effeld bei Wassenberg. Leider verstarb sein einziger Sohn Theodor im 1. Weltkrieg, so dass er keinen männlichen Nachfahren hatte. Seine beiden Töchter Maria und Anna v. Blanckart erbten das väterliche Schloss Effeld und bewohnten es gemeinsam bis zu ihrem Tode 1976 bzw. 1992.

Schloss Effeld

Schloss Effeld

Der Alsdorfer Burgherr Friedrich Josef v. Blanckart hatte aus zwei Ehen vier Söhne, von denen drei während des  1.Weltkrieges starben. Aus seiner zweiten Ehe mit Clementine von Coels, einer Schwester des Aachener Landrats v. Coels, stammte der jüngste Sohn Josef (*1899), dessen Mutter quasi das erste Opfer des neuen Fortbewegungsmittels Automobil wurde. Denn Friedrich v. Blanckart hatte seinen Kutscher Johann Rütten als Chauffeur ausbilden lassen und ein Automobil, ein Cabrio, angeschafft. Bei einer der Ausfahrten zog sich die Baronin eine schwere Lungenzündung zu, an der sie überraschend 1909 verstarb. 1912 verstarb auch Friedrich, und seine Kinder wurden Vollwaisen.

Der Alsdorfer Burgherr Friedrich v. Blanckart († 1912) und seine zweite Ehefrau Clementine v. Coels von der Brüggen († 1909)

Der Alsdorfer Burgherr Friedrich v. Blanckart († 1912) und seine zweite Ehefrau Clementine v. Coels von der Brüggen († 1909)

Der Haupterbe der Familie war nun der noch unmündige jüngste Sohn Frhr. Josef v. Blanckart. Als Vormund trat sein Onkel, der ehemalige Aachener Landrat und damalige kaiserliche Unterstaatssekretär Franz v. Coels v.d. Brüggen aus Berlin auf.

Frhr. Josef v. Blanckart

Frhr. Josef v. Blanckart
* 1899 Burg Alsdorf
† 1972 Schloss Effeld

Im Zuge des Ausbaus der Alsdorfer Bergwerke traten am Burggebäude schwere Bergschäden auf, die in den 1920er Jahren sogar einen Abriss des Gebäudes ernsthaft in Erwägung ziehen ließen.
Der in Berlin lebende Frhr. Josef v. Blanckart verkaufte die Burg samt Grundstück zunächst an die Pfarrgemeinde St. Castor, die dort ein Altenheim einrichten wollte. Finanzielle Schwierigkeiten ließen diese Nutzung jedoch letztlich nicht zu und die Burg gelangte zurück in den Besitz des Barons. 1935 erwarb dann die Kommunalgemeinde Alsdorf das Anwesen. Zwischenzeitlich hatte Josef v. Blanckart sich 1932 verheiratet und in Niederrathen/Niederschlesien neuen Besitz erworben.

Frhr. Clemens v. Blanckart * 1933 - † 2005

Frhr. Clemens v. Blanckart * 1933 – † 2005

1933 wurde in Breslau Clemens v. Blanckart als Sohn des Freiherrn Josef v Blanckart und seiner Ehefrau Isa v. Münchhausen geboren. In Folge der Kriegsereignisse musste die Familie Niederschlesien wieder verlassen und gelangte  nach 1945 zurück ins Rheinland. Die beiden Cousinen des Vaters, Maria (1896-1976) und Anna (1899-1992) v. Blanckart zu Effeld nahmen die Verwandten dauerhaft auf.
Da die beiden unverheirateten Damen keine leiblichen Erben hatten, wurde Clemens, um den gewünschten, aber komplexen Erbgang zu vereinfachen, von Anna adoptiert.
Clemens senior heiratete 1981 in Düsseldorf Birgit Maria Achter und hat aus dieser Ehe den gemeinsamen Sohn Clemens junior (geb, 1982), der heute mit seiner Mutter Schloss Effeld bewohnt.