Die „Bartholomäusnacht“ wirkungsvoll in Szene gesetzt

Vortrag von Joachim Peters über die Oper „Die Hugenotten“ von Giacomo Meyerbeer –

Alsdorfer Geschichtsverein und VHS erstmals in der Seniorenresidenz an der Stadthalle

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Einst war er ein Gefeierter, heute ist er ein fast Vergessener – sieht man einmal einige Ausnahmen an unseren Musiktheatern ab:

Die Rede ist von dem deutsch-jüdischen Komponisten Giacomo Meyerbeer. Ihn und seine große Oper „Die Hugenotten“ erweckte Joachim Peters bei seinem alljährlichen musikgeschichtlichen Vortrag vor dem Alsdorfer Geschichtsverein wieder zum Leben. Mitveranstalter des trotz Sommerhitze gut besuchten Abends – erstmals – in der Seniorenresidenz an der Stadthalle war die Volkshochschule (VHS) Aachen Nordkreis.

Das Referat war Abschluss der dreiteiligen Reihe „Die Reformation in der Musikgeschichte“, die Joachim Peters jeweils im evangelischen Martin-Luther-Saal Alsdorf 2016 mit einem Referat über die Reformations­symphonie von Felix Mendelssohn-Bartholdy begann und 2017 mit einem Vortragsabend über „Spuren der Reformation in Richard Wagners Oper ,Die Meistersinger von Nürnberg´  von Richard Wagner fortsetzte.

Das von Mendelssohn und Wagner in ihren Werken verwendete „Dresdner Amen“ (liturgischer Gesang der Lutherischen Sächsischen Landeskirche) bildete denn auch die Klammer des Vortragsabends, in dessen Mittelpunkt aber wie gesagt Giacomo Meyerbeer stand. Der Meister der französischen „Grand Opéra“ beschäftigte sich vier Jahre nach der Uraufführung von Mendelssohns Reformationssymphonie auch mit einem Stoff aus der Refor­mationsgeschichte: der sogenannten „Bartholomäusnacht“ vom 24. August 1572, bei der sich die katholische Hofpartei in Frankreich in einem Pogrom einer großen Anzahl der Protestanten erledigte. Diese wurden – weil Anhän­ger des Schweizer Reformators Johann Calvin – „Hugenotten“ (Eidgenossen) genannt.

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Eingeflochten in die geschichtlichen Ereignisse haben die Librettisten Meyerbeers, Eugene Scribe und Emile Deschamps, eine tragisch endende Liebesgeschichte zwischen einem jungen Hugenotten-Führer und der Toch­ter eines Anführers der katholischen Partei. Am Ende der pompösen Oper, die effektvolle Massenszenen, „heldische“ Arien und farbige Orchestrierung vereinigt, wird auch das Liebespaar von der anrollenden katholischen Sol­dateska vernichtet. Zu unheilvollem Trommelwirbel endet die Oper, die mit einem versöhnlichen Weingelage junger Leute begonnen hatte, in grausa­mer Gewalt.

Joachim Peters stellte danach kurz eine weitere Oper Meyerbeers mit refor­matorischem Hintergrund vor: „Der Prophet“. Hintergrund ist die terrori­stisch-theokratische Herrschaft des charismatischen Führers Jan van Ley­den und seiner „Wiedertäufer“-Sekte in Münster in den 1530-er Jahren.

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Giacomo Meyebeer war Meister der „Grand Opéra“ genannten Gattung, die 1830 bis 1860 in Paris en vogue war. Doch nach einem Wort des Dirigenten Hans von Bülow schrieb die „beste Meyerbeer-Oper“ ein anderer Kompo­nist: Richard Wagner. Dessen „Rienzi – der letzte der Tribunen“ von 1842 war musikalisch noch eng an Giacomo Meyerbeer angelehnt. Später fand Wagner mit dem Musikdrama und der unendlichen Melodie eine eigene Mu­siksprache, die sich vom französischen und italienischen Musikstil deutlich abhob. Um sich von Meyerbeer abzuheben und die Kränkung der eigenen Nichtbeachtung bei seinem Paris-Aufenthalt in den 1830-er Jahren von der Seele zu schreiben, publizierte Richard Wagner 1850 das Pamphlet „Das Judentum in der Musik“. Hierin zerpflückte Wagner seinen frühen Kollegen und Lehrmeister mit antisemitischem Unterton als wurzellosen Komponi­sten, dem es mehr auf Effekthascherei und Erfolg denn auf seelischen Ge­halt in der Musik ankäme (jope).

 

Bilder: 16.9.2019, Franz-Josef Müller

Die Bilder zur Oper stammen aus dem „Musée de Desert“, dem äußerst sehenswerten Museum der Geschichte der französischen Hugenotten in Mialet, Frankreich (Cevennen)http://www.museedudesert.com