Das Wappen der Stadt Alsdorf (und der ehemaligen Gemeinde Hoengen)

Von Rudolf Bast

In „Alsdorf, Geschichte einer Stadt“ von Albert Kraemer, 1971 unter Mitwirkung von Rudolf Bast neu bearbeitet von Friedrich Schmitz ist auf Seite 9 ff. folgendes ausgeführt:

“Die Geschichte Alsdorfs stellt sich in zwei Strängen dar: einmal ist es die Familiengeschichte der Geschlechter auf der Burg Alsdorf, zum anderen ist es die Geschichte der Dorfgemeinschaft. Die adeligen Burgherren besaßen von jeher Familienwappen. Die Gemeinde aber war ohne äußeres Kennzeichen. Lediglich die Schöffen führten ein Siegel. Dieses zeigt einen stehenden Bischof mit Chormantel, Mitra und Heiligenschein, den Krummstab in der rechten, ein Buch in der linken Hand. Die Umschrift lautet: SIGILLUM JUDICY IN ALSTORFF. Der dargestellte Bischof kann der heilige Willibrord sein, der in unserer Heimat als Missionar wirkte. Als Alsdorf in der Franzosenzeit zu einer selbständigen Gemeinde und rechtlich unabhängig vom Burgherrn wurde, verloren Herrschaftswappen und Schöffensiegel ihre Bedeutung. Der Stempel zeigte von nun an das Symbol des Staates. Erst in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wurde es üblich, dass Landgemeinden sich ihre Wappen zulegten. Man gab einem Heraldiker, einem Wappenzeichner, den Auftrag, ein solches Gebilde zu entwerfen. Meist stützte sich dabei der Zeichner auf alte Siegel, die mit der Geschichte der Gemeinde zusammenhingen. Wie für viele Orte in unserer Nachbarschaft konstruierte der Düsseldorfer Heraldiker Wolfgang Pagenstecher auch für Alsdorf ein Wappen. Am 14. August 1936 erhielt unsere Stadt, damals noch Landgemeinde, vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz das Recht zur Führung eines Gemeindesiegels- und Wappens.“

Das Wappen der Stadt Alsdorf

Das Wappen der Stadt Alsdorf

Die beiden großen Kommunen, die mit kleineren Gebietsteilen anderer Gemeinden 1972 zur neuen Stadt Alsdorf vereinigt wurden, führten ein Wappen.

Ursprünglich sind Wappen Erkennungszeichen auf den Schilden, mit denen sich mittelalterliche Kämpfer schützten. So konnte man Freund und Feind unterscheiden. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Wappenkunde (Heraldik), die bestimmte Regeln vorschrieb. So ist rechts und links immer vom Träger, nicht vom Betrachter aus gesehen. Die heraldischen Zeichen mussten auch aus der Ferne deutlich erkennbar sein, und mit den Farben weiß und gelb sind die Metalle Silber und Gold gemeint. Heute sind Wappen auch Abzeichen politischer Gemeinwesen.

Pagenstecher entwickelte das Gemeindewappen nicht aus dem alten Schöffensiegel, sondern er nahm als Vorlage das Siegel eines Goswin von Ailstorp, den er fälschlicherweise für einen Herrn von Alsdorf hielt. Dieses Goswinsche Siegel hat die Struktur des heutigen Alsdorfer Stadtwappens; denn es zeigt oberhalb des Balkens zwei, unterhalb einen Löwen. Den rechten oberen Löwen ersetzte Pagenstecher durch Schlägel und Eisen, weil er so zeigen wollte, dass Alsdorf eine Bergbaugemeinde geworden war. Allerdings unterlief ihm auch hier ein Fehler, weil beim Schlägel der Stiel nicht herausschauen darf, da er auf den Steil getrieben wird.

Aus dem unklaren Gebilde im Balken machte Pagenstecher ein Seerosenblatt, um auf die Tatsache anzuspielen, dass die Alsdorfer Burg eine Wasserburg war, wie der teilweise erhaltene Wassergarten noch heute sichtbar macht.

Als Farben wählte der Heraldiker blau und gelb (gold) in der Annahme, dass es sich um die alten Limburgischen Farben handele. Limburg aber führt rot und weiß (silber). Das Limburger Wappen ist sowohl im Hinblick auf das Wappentier, als auch im Hinblick auf die Farben vom Geschichtsverein für sein Kennzeichen aufgegriffen worden.

Blau und gelb (gold) sind die Farben des Herzogtums Jülich, zu dem weite Teile der heutigen Stadt Alsdorf gehörten. Pagenstecher konnte zwar noch nichts von der kommunalen Neugliederung von 1972 ahnen, aber er hat Farben gewählt, die treffender nicht sein konnten im Hinblick auf die Vereinigung ehemals Limburgischer und ehemals Jülicher Landesteile. So können sich die Jülicher Gebietsteile in der Farben des Alsdorfer Stadtwappens repräsentiert fühlen.

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Hoengen

Das Wappen der ehemaligen Gemeinde Hoengen

Auch die ehemalige Gemeinde Hoengen führte ein Wappen. Es ist recht vielgestaltig, denn es vereinigt im Grunde drei Wappen in sich.
Das Hauptwappen zeigt einen weißen (silbernen) Löwen. Er blickt nach rechts; seine Zunge ist rot und sein Schwanz besitzt nur eine Quaste. Er steht vor blauem Hintergrund auf zwei gegeneinander gelehnten Schilden.
Diese Schilde zeigen im Grunde ihrerseits Wappen. Auf dem rechten steht in grünem Boden eine rote Linde mit grünen Blättern vor weißem (silbernem) Hintergrund.
Auf dem linken befinden sich drei rote Pfähle auf weißem (silbernem) Feld. Belegt ist dieser Schild mit einer gelben (goldenen) Schrägierung. Beide Teile tragen einen schwarzen Leopardenkopf in Sicht mit weißen (silbernen) Augen und roter Zunge.

Der Löwe des Hauptwappens ist der Jülicher Löwe; denn diesem Herzogtum gehörte Hoengen an. Allerdings sind die Farben abgeändert. Der zur Gemeinde Hoengen gehörige alte Ortsteil Warden bestand aus zwei Unterherrschaften. Sie waren zuletzt im Besitz der Adelsfamilien von Collenbach und von Fürth, deren Herrschaft mit dem Beginn der französischen Zeit nach der zweiten Schlacht von Aldenhoven (1794) zu Ende ging. Das Baumwappen ist das der Familie von Collenbach, das andere dasjenige des Freiherrengeschlechts von Fürth.

(Quelle: „Heimatblätter des Landkreises Aachen“ Heft 1, 14. Jahrgang (1958), S. 10)