Exkursion Altenburg, Hambach und Jülich
|Exkursion Jülich: Motte Altenburg, Schloss Hambach und Zitadelle Jülich
Samstag, 19. Juli 2025, 15.00 Uhr
Trotz Temparaturen von 30 Grad fand sich eine kleine begeisterte Gruppe von Burgenfans – angereist mit privaten PKW – zur Führung mit Guido von Büren in Ergänzung zu seinem Vortrag
Burgen am Ende des Mittelalters: Die Baugestalt im Spannungsfeld von Residenz & Wehrfunktion
vor dem Alsdorfer Geschichtsverein am 27. Juni 2025.
Ausgangspunkt war die
1. Motte Altenburg
Als Motte wird die typische, frühmittelalterliche Turmhügelburg bezeichnet. Mit dem aus dem Französischen stammende Wort – motte (frz.: „Klumpen“, „Erdsode“) – ist dabei der charakteristische Erdhügel gemeint. Die Motte ist eine sogenannte, im Flachland belegene Niederungsburg, typischerweise bestehend aus einem künstlich angelegten Erdhügel mit Wassergraben und Turmbau.

Über 3.000 Motten sind deutschlandweit kartiert, aber nicht mehr als 0,5% erforscht. Das gilt auch für die Altenburg. So werden die Erkenntnisse von Herrnbrodt, der die Motte „Husterknupp“ bei Frimmersdorf vor der Abbagerung ergrub und erforschte, einfach auf andere Motten übertagen wie die Alteburg. Diese war vermutlich Sitz der Grafen von Jülich. Der seit der Römerzeit bestehende Ort Jülich selbst war unter Kölner Hoheit. Belegen an einer Verengung der sonst weit mäandernden Rur, war hier der relativ sichere Bau einer Brücke möglich.
Um die Wasserkraft der Rur nutzen zu können, mußten zahlreiche Teiche errichtet werden, Teiche im Sinne von Deiche. Da die Rur stark mäanderte und ihren Verlauf verengte, wurden Orte und Anlagen deshalb abseits von Fluss angelegt und konnten dank der Teiche den Wasserzufluss kontrollieren und nutzen. Unter diesem Aspekt erfolgte deine Ausdehnung der Jülicher Grafen entlang der Rur bis Nideggen, so konnten die Jülicher der Stadt Düren das Wasser „abgraben“.
Herren von Müllenarck, Kölner Erzbischof
1234 nimmt der Graf von Jülich den Port Jülich und wagt die Fehde mit Köln, das allerdings die Altenburg zerstört und Jülich zurückerobert. Die Motte Altenburg wird nicht wieder aufgebaut, die Grafen von Jülich errichten Burg Nideggen.
2. Schloss (Lusthaus) Hambach (Niederzier, Schlossstraße 117)

Das heutige Schloss wurde an der Stelle einer bereits 1280 durch den Grafen Walram von Jülich erbaut wurde und im Dezember 1512 infolge einer Pulverexplosion niederbrannte.
Zwischen 1558 und 1565 wurde es dann von Alessandro Pasqualini und seinem Sohn Maximo im Auftrag Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg als rechteckige Vierflügelanlage mit vier Ecktürmen u einem repräsentativen Renaissanceschloss ausgebaut – in Form einer rechteckigen Vierflügelanlage mit vier Ecktürmen. Diese Anlage – mitten am sogenannten Bürgewald“ gelegen – nutzte Wilhelm V. als Veranstaltungsort glanzvoller Jagdgesellschaften.
Exkurs: Der Bürgewald, der Hambacher Forst – der Wald des hl. Arnold
Der Bürgewald ist ein Waldgebiet nördlich von Düren zwischen Rur und Erft, im Bereich des heutigen Braunkohlentagebaus Hambach. Dieser war ein großer Restwald des bis zum frühen Mittelalter die gesamte Jülich-Zülpicher Börde bedeckenden Urwaldes. Der heutige Bürgewald spielt eine zentrale Rolle in der Legende des heiligen Arnold:
Als Karl der Große mit seinem Gefolge im Bürgewald zur Jagd ging, stieß Arnold dazu. Arnold war Musiker (Harfenspieler und Sänger) am Hof Karl des Großen gewesen und hatte sich als Einsiedler nach Ginnizweiler (dem späteren Arnoldsweiler) zurückgezogen. Ihn bewegte die große Armut der Dorfbewohner, die sich darüber beklagten, dass der Wald königliches Eigentum sei und sie deshalb nicht wagten, etwas Brenholz vom Waldboden aufzuheben. Als König Karl während dieser Jagd bei der Königspfalz Düren rastete, um Gastmahl zu halten, bat Arnold darum, der Frankenherrscher möge ihm soviel von dem Wald schenken, wie er während der Dauer des Mahls umreiten würde. Diese Bitte gewährte der gut gelaunte Kaiser gerne, ohne mit der Listigkeit Arnolds zu rechnen. Arnold hatte bereits zuvor in den Dörfern rund um den Wald frische Pferde bereitstellen lassen, um schneller voranzukommen. So gelang es im Staffelritt, ein großes Gebiet des damals noch fast vollständig von Wald bedeckten Landes zu umreiten, noch bevor das Mahl vorüber war. Karl der Große war Arnold wohlgesinnt und nahm ihm die List nicht übel. Arnold verschenkte den Wald weiter an die umliegenden Dörfer.
Jahrhundertelang konnte das Waldgebiet von bis zu 49 angrenzenden Ortschaften genutzt werden. Das sehr fruchtbare Gebiet in dieser Gegend wurde ansonsten seit der Karolingischen Zeit gerodet und in Agrarland umgewandelt, während der Bürgewald erhalten blieb – bis zur fast vollständigen Zerstörung durch den Braunkohleabbau. So wird aus dem hl. Arnold als barmherzigen Helfer der Armen auch ein Schutzpatron des Umwelschutzes und Hüter des Waldes.

Mit der Legende in Verbindung steht der Wachszins der Bürgewaldgemeinden, der von den den Wald umliegenden Dörfern viele Jahrhunderte lang einmal im Jahr an das Grab Arnolds gebracht wurde. Der hl. Arnold, dessen Fest am 18. Juli gefeiert wird, wird auch heute noch im Rahmen einer Wallfahrtswoche, die jährlich um den 18. Juli herum gefeiert wird. Vergleiche:
Arnoldsweiler; Arnold von Arnoldsweiler – Ökumenisches Heiligenlexikon;
Arnold von Arnoldsweiler – Wikipedia; Arnoldusoktav in Arnoldsweiler – Pfarre St. Lukas Düren
„Wachszins-Fahrradwallfahrt“ nach Arnoldsweiler – Montag 09.06.25, 00:00
Eklat auf Schloss Hambach
Im Schloss Hambach versuchte Herzog Wilhelm V. 1576 vergeblich, seine beiden noch unverheirateten, von seiner Schwester Amalia protestantisch erzogenen Töchter Magdalena und Sybille auf kaiserliche Ermahnung hin von den Vorzügen des katholischen Glaubens zu überzeugen. Wilhelms V. Schwester Amalia war im Gegensatz zu ihrer beider Schwester Anna, die vorübergehend mit Heinrich VIII. von Enlgand verheiratet gewesen, war (und dies überlebt hatte!), unverheiratet am Jülicher Hof geblieben. Ihr Portrait von Holbein war nicht so vorteilhaft wie das ihrer Schwester Anna. Amalia war es, die den Zorn ihres Bruders wegen der protestantischen Neigungen seiner Töchter auf sich zog.
„Nachdem derselben Schwester ichtwas dagegen reden wollen seind ire fürstliche Gnaden dermaßen entrust, das dieselbe die schwester zu hambach auf dem Schloß über die gallereyen gejagt mit einem blossen rapier (Fechtdegen) also da nicht ein guter mann inen beiden ein thur zugeschlagen, hetten ire fürstliche Gnaden die Schwester erstochen.“ So berichtete der dänische Gesandte in seine Heimat,
vgl. Christine Maes: Adelige Frauen in der Renaissance auf der Suche nach Freundschaft und Liebe. Die Töchter Herzog Wilhelms V. von Jülich Kleve-Berg im Briefwechsel mit Margaretha von der Mark, Goch 2016, 16. Fortsetzung der Religionskonflikte am Jülich-klevischen Hof, S. 59).

Als Wilhelms des V. Nachfolger, Johann Wilhelm, kinderlos verstirbt, fällt Jülich im Ergebnis an die Wittelsbacher Herzöge von Pfalz-Neuburg, die dann in Düsseldorf residieren. Spätestens als diese die Kurpfalz erben (1685) und ihre Residenz zunächst nach Heidelberg (1718) und schließlich nach Mannheim verlegen, wird das Herzogtum Jülich-Berg zu einem aus der Ferne regierten Nebenland und das Schloss Hambach bedeutungslos und zum Sitz einer Amtsverwaltung.
3. Schloss und Zitadelle Jülich

Krönender Abschluss war die abschließende Besichtigung der Zitadelle, deren Herzstück ein repräsentatives Renaissance Residenz- und Wohnschloss ist, dessen Struktur am besten von der Ostseite zu erkennen ist. Die herzoglichen Wohnräume im ersten Geschoss – erkennbar an den giebelgekrönten Fenstern (vom Eckturm nach innen: Wohn- und Empfangsraum, Schlafzimmer, Bad und Toiletten (erkennbar an den Belüftungschlitzen – keine Schießscharten!), Kabinett mit Übergang zur Kapellenempore. Das Ganze einmal als Herren- und einmal als Damenseite.
Das jülicher Residenzschloss bot bis zu 1000 Gästen (beengten) Raum und war somit auch für den Empfang des kaiserlichen Schwagers (Karl V.) geeignet. Das Gefolge des Herzogs selbst, der in der Regeln nicht mehr als 6 Wochen im Jahr in Jülich verbrachte, umfaßte ca. 500 Personen. Die Besuche des Herzogs, eines begeisterten Biertrinkers, kündigten sich in der Regel 2 Wochen vorab durch die Ankunft seiner Braumeister an.
Das frühere dritte Geschoss sowie jeweils ein Geschoss der Türme ließ Napoleon als zu gefährdete Artillerieziele entfernen.
Die profanierte Schloßkapelle besticht durch ihre Fenstergliederung, der urspüngliche Altar befindet sich in der Pfarrkiche von Stetternich. Der Raum dient heute für standesamtliche Hochzeiten und als Vortragssaal für den Jülicher Geschichtsverein.
Der durch moderne Bauten ergänzte Gebäudekomplex wird als Gymnasium genutzt. Das Schuldgebäude ist genau über der Stelle errichtet, wo sich die jülische und die geldrische Lößplatte berühren. So zeichnet sich das Gebäude durch mehrere Risse sowie eine mit durch das Gebäude gehende Bruchstelle aus, die durch unterschiedlich schnelle Bodenabsenkungen bedingt sind.
Die mächtigen Wälle und Bastionen der Zitadelle verlangte den Einsatz zahlreicher Arbeitskräfte, die von der Bevölkerung, sprich von den umliegenden Orten und Dörfern zu stellen waren – einschließlich der erforderlichen Hilfsmittel (Schaufeln, Eimer, Karren, Tiere etc.). Dies wurde von den Ämtern vor Ort erfasst und mittels Listen nach Jülich gemeldet. Der Einsatz erfolgte nicht als Frondienst, sondern wurde bezahlt (allerdings aus Mitteln wie der Festungssteuer, die von der Bevölkerung aufzubringen war), auch bestand die Möglichkeit, sich von diesem „Dienst“ freizukaufen.
Die 1580 als modernste und mächtigste Festung ihrer Zeit fertiggestellte Zitadelle kapitulierte bereits im jülich-klevischen Ebfolgekrieg am 1. September 1610 nach kurzer Belagerung (seit 28. Juli 1610) aufgrund zu geringer Anzahl von Soldaten zur Verteidigung sowie unzureichender Vorräte.
Die Führung endete im Keller- und Gewölbeumgang mit den Aufnahmen des 1944 mit seiner Zitadelle völlig zerstörten Jülichs.

Nach einem herzlichen Dank an Guido von Büren für die ausgezeichnete, kenntnis- und abwechslungsreiche Führung endete der Nachmittag in der nahe gelegenen Jülicher Eisdiele, wo die Highlights noch einmal diskutiert wurden.
(FJM 20.07.2025)

Das Gemälde „Der Triumph der Maria Medici über Jülich“ (wikipedia gemeinfrei) von Peter Paul Rubens (Louvre) thematisiert die Eroberung durch Moritz von Oranien Jülichs 1610 und ziert die Internetseite des Jülicher Geschichtsvereins.