Das Leben und das Wirken des Reformators Luther
|Von Joachim Peters
Das Leben und das Wirken des Reformators Luther nahegebracht
Über 20 Mitglieder des Alsdorfer Geschichtsvereins begaben sich mit Pfarrer im Ruhestand Paul Schnapp im Luthersaal der evangelischen Martin-Luther-Kirche auf eine Entdeckungsreise durch das Leben und Wirken des Reformators Martin Luther.
Es war der Beginn einer Vortrags- und Exkursionsreihe des Alsdorfer Geschichtsvereins, den dieser den Mitgliedern und historisch Interessierten anlässlich der 500-Jährigen Wiederkehr des Beginns der Reformation (31.10.1517) anbietet.
Damals soll Doctor Martinus Luther seine 95 Thesen wider den Ablasshandel der Katholischen Kirche an die Schlosskirche von Wittenberg genagelt haben. Wenn dem auch wahrscheinlich so nicht gewesen sei, so Schnapp, habe Luther aber mit dieser Schrift in Kirche und Gelehrtenwelt eine religiöse und wissenschaftliche Disputation anstoßen wollen – was ja auch beeindruckend gelang. Paul Schnapp ließ Wirken und Folgen der Lutherschen Tat anhand von Bildern – der Pfarrer besuchte in den letzten Jahren Originalschauplätze der beginnenden Reformation – Revue passieren.
Wichtige Stationen bildeten dabei die Jahre 1520 und 1521. Am 15. Juni 1520 erfolgte die Verabschiedung der Bannandrohungsbulle Papst Leos X. als Antwort auf die 95 Thesen. Im gleichen Jahr begann die Freundschaft zwischen Luther und dem Hofmaler und Wittenberger Großunternehmer Lucas Cranach dem Älteren. 1520 bildete auch den Höhepunkt von Luthers reformatorischer Publizistik, darunter „Von der Freiheit eines Christenmenschen“, „An den christlichen Adel Deutscher Nation“ und „Von der Babylonischen Gefangenschaft der Kirche“. Mit der Verbrennung der Bannandrohungsbulle durch Luther vor dem Wittenberger Elstertor erreichte die Eskalation zwischen Papstkirche und der sich formierenden Reformation eine neue Stufe.
Dann vielleicht eine zweite Geburtsstunde der Reformation:
Luther verteidigt am 17. und 18. April 1521 auf dem Reichstag in Worms seine Schriften und verweigert den geforderten Widerruf („Hier stehe ich, so wahr mit Gott helfe“ und wohl nicht „Hier stehe ich, ich kann nicht anders“). Auf der Rückreise entführt Luthers Beschützer und Vertreter von Fürstenmacht gegen Kaiserherrschaft, Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen, den in Acht und Bann getanen Reformator: Luther übersetzt auf der Wartburg das Neue Testament in die deutsche Sprache. Pfarrer Schnapp ging in seinem Vortrag u.a. auch auf die
politische Dimension der Reformation (Stichwort: „Thomas Müntzer und die Bauernkriege“) und wichtige andere Zweige der Reformation (Stichwort: „Zwingli und die Abendmahllehre“, „Calvinismus“) ein. Das Leben Luthers rundete sich (zufällig, bewusst?) dort, wo es 1483 auch begonnen hatte: 1546 in Eisleben. So erlebte er nicht mehr die anfängliche militärische Niederlage der Reformierten (1547 Zerschlagung des
Schmalkaldischen Bundes, der protestantischen Liga, nach der Schlacht bei Mühlberg), aber auch nicht den ersten großen diplomatischen Erfolg seiner mit großer Verve verfochtenen Sache: den Religionsfrieden beim Augsburger Reichstag am 25. September 1555.
Damals wurden die Katholiken und lutherischen Protestanten durch die kaiserliche Anerkennung (Karl V) des Augsburger Bekenntnisses von 1530 gleichgestellt. Dazu eine Anmerkung: Die Gleichstellung der reformierten Protestanten erfolgte erst 1648 im Westfälischen Frieden. (jope)